In der Zeit, in der ich damals als Angestellte im Fotostudio arbeitete, wuchsen immer auch Ideen, die ich gern einfach mal so umsetzen wollte, für mich. Einfach etwas auszuprobieren und schauen zu können, was es mit mir macht.
Ich habe immer mal wieder Visionen von Projekten, die mir am Herzen liegen. Stroboskopartige Eindrücke, die durch meinen Kopf schiessen. Manchmal habe ich einen Bildwunsch, den ich versuche so gut wie möglich aufzugreifen. Mein Bild wird nie genauso umgesetzt, wie es in meiner Vorstellung aussieht. Es wird anders, aber für mein Empfinden auch immer ein bisschen besser. Wenn man mit Herz und dem richtigen Gefühl dabei ist, dann entstehen einfach ganz wunderbare Momente, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Oftmals klammert man sich an ein Bild, an einer Pose. Und dann passt es einfach gar nicht. Nicht zu dem Menschen, nicht zu der Situation. Ich schmeisse dann gern einfach meine anfänglichen Ideen über Bord und erschaffe dann etwas was viel authentischer ist, etwas was dem Menschen gerecht wird. Das Model wird viel lockerer, schlüpft ab und an in andere Rollen und sieht auch mal eine ganz andere Seite an sich, die er vorher nie wahrnahm. Die Freude über die Ergebnisse und die Situation an sich, das Fotografieren, das ist keine Arbeit, sondern ein Ereignis, an das man sich immer wieder gern zurück erinnert. Das was es so gut macht, ist die Ehrlichkeit, das Vertrauen, der Humor und das Gefühl, das man zulässt in genau solchen Arbeiten.
Manchmal sehe ich einen Busch, eine Blume, einen farbigen Himmel, ein Stück Landschaft – und zack, bin ich drin in meinem Kino. Ich sehe eine Szenerie vor meinem geistigen Auge, ich weiß grob was mein Model anhat, welche Farben im Bild dominieren und welche Stimmung rüberkommen soll.
Im Alltag ist es oft wie ein Fluch, ich sehe etwas und denke in Fotografien. Irgendwie schräg, aber was wäre nur, wenn ich nicht so denken würde.